Fein­staub und Blü­ten­pol­len sind eine wun­der­ba­re Mischung. Vor allem, wenn einem der Cor­ti­son­spray am Asphalt zer­bricht. Gott sei Dank gibt es noch die klei­nen Pul­ver­chen von Bay­er. Es lebe die Phar­ma­in­dus­trie!

Aber du schwärmst doch so für den Pol­ski Fiat!, raunt ein Bekann­ter in mei­nem Innen­ohr, da darfst du dich über den Fein­staub nicht beschwe­ren! In Ungarn wird nicht ein­mal Müll getrennt. Obwohl ich mich sowie­so schon die längs­te Zeit fra­ge, wel­chen Sinn es macht, zuerst Unmen­gen an Plas­tik zu pro­du­zie­ren, nur um die­se dann in einem Ext­ra­k­ü­bel zu ent­sor­gen. Auch wird der Mensch sei­ne indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on nicht ver­ges­sen. Es wird nicht rei­chen, die Schau­fens­ter­be­leuch­tung für einen Tag abzu­dre­hen. Es reicht auch nicht, einen auto­frei­en Tag ein­zu­füh­ren. Und schon gar nichts bringt es, jeden Tag 2 Plas­tik­fla­schen in den Plas­tik­müll zu wer­fen.

In Graz gibt es jetzt eine Greiß­le­rei, in der man gramm­wei­se ein­kau­fen kann. Eine schö­ne Idee, Hofer und Bil­la wer­den den­noch in Plas­tik ein­ge­schweiß­te Lebens­mit­tel ver­kau­fen. Die Fabri­ken wer­den wei­ter­hin ihre Che­mie in die Flüs­se lei­ten und schwar­ze Rauch­schwa­den pro­du­zie­ren, der Strom­ver­brauch wird wei­ter­hin anstei­gen, die Kühe wer­den in Mas­sen­tier­hal­tun­gen fur­zen und die Men­schen wer­den sich an ihre Lun­gen­pro­ble­me gewöh­nen und Medi­ka­men­te schlu­cken, die wie­der­um die Phar­ma­in­dus­trie noch rei­cher machen.

Als ich nach Hau­se kom­me, wer­fe ich ein wei­ßes Pul­ver ein, hole mir Klo­pa­pier und wün­sche mich auf die Alm ober­halb der Laub­baum­gren­ze. Immer­hin, das Hoch­haus habe ich gese­hen. 25 Stock­wer­ke und seit 27 Jah­ren unbe­wohn­bar. Möch­te ger­ne wis­sen, was dem Archi­tek­ten pas­siert ist. Hat man ihn nach Sibi­ri­en geschickt? Noch steht das tote Haus in der Gegend her­um, der ö. Wri­ter in Resi­dence wird es im März 2017 viel­leicht nicht mehr sehen. Jah­re­lang haben sie das Trumm nicht abge­ris­sen (zu teu­er!), jetzt ste­hen Krä­ne und klet­tern Män­ner in Over­alls auf den Bal­ko­nen her­um.

Auf der Online Sei­te des Stan­dard fin­de ich Fians Nach­rich­ten aus einem toten Hoch­haus. So eines gäbe es nicht, sagt die Rei­se­füh­re­rin, hät­te es nie gege­ben (so ein Schwach­sinn, ein leer ste­hen­des Hoch­haus in Pécs!) — nur Fian hört Stim­men flüs­tern. Ich höre ein Häm­mern. Nach­dem ich Fians Tage­buch gele­sen habe, ver­ste­he ich, war­um die Pas­san­ten so selt­sam geschaut haben, als ich hoch­blick­te und mei­ne Han­dy­ka­me­ra zück­te. Sie blick­ten eben­falls hoch, sahen drein, als blick­ten sie ins Lee­re, sahen dar­auf­hin fra­gend auf mich und gin­gen wei­ter. Viel­leicht ist das Hoch­haus tat­säch­lich ein Gerücht, das sich unter uns Pécs-Schrei­bern ver­brei­tet, viel­leicht sehen wir immer nur Din­ge, die uns von unse­ren Vor­gän­gern ein­re­det wer­den. Aber K.M. hat es doch auch gese­hen, wis­pert mein Ver­stand und gibt mir eine Kopf­nuss. K.M., ent­geg­ne ich, ist einer von uns. Er ist kein ech­ter Péc­ser mehr — immer­hin wur­de er ins Öster­rei­chi­sche (!!) über­setzt und er fährt im Urlaub nach Murau.

ags dar­auf dann nach Vil­lá­ny. Die Fäs­ser sind aus Plas­tik. Der Rot­wein gewinnt sei­ne Far­be durch die Scha­le, so auch der Rosé. Die Män­ner, die die Wei­ne bewer­ten (was darf aufs Eti­kett), haben kei­ne Ahnung vom Wein­bau, dafür haben sie stu­diert. Als ob man Geschmack stu­die­ren könn­te. Das ist wie mit der Ger­ma­nis­tik.

Wie­so war ich als Kind nie in einem Wein­kel­ler? Der Urgroß­va­ter, der saß davor, Holz­bank, Holz­tisch, Gla­serl und grü­ne Fla­sche. Die Onkel und Tan­ten alle im Heu­ri­gen­be­trieb. Die mit Kraut gefüll­ten Papri­ka und das Him­beer­krach­erl Teil mei­ner Kind­heit. Die Schwein­derl, die es anfangs noch gab, dann, spä­ter den neu­en Wach­hund, der hing nicht mehr an der Ket­te. Den Mais­scho­ber. Aber nie, nie ging ich in den Wein­kel­ler. Den Haus­wein stell­te man mir hin, der schmeck­te mir nicht. Mit der Mut­ter stritt ich, ob Him­beer- oder Zitro­nen­krach­erl.

Wir sit­zen um den Tisch, löf­feln Hüh­ner­sup­pe (aus Deutsch­land impor­tier­tes Bres­se-Huhn, aus logis­ti­schen Grün­den). Grü­nes und Kräu­ter aus dem Gar­ten, mit Zitro­ne, Kern­öl und selbst gepress­tem Wal­nuss­öl. Salz­flo­cken aus Eng­land, die kannst du so in den Mund ste­cken.

Hárs­le­ve­lü, Rosé, Por­tu­gie­ser, Caber­net, Mer­lot … Dazu Lin­sen­ein­topf — die Kol­bass fär­ben Gemü­se und Sup­pe rot. Ich las­se die Augen schwei­fen, der Raum ist ein Gemäl­de. Horst Hum­mel erzählt von sei­ner Fami­lie — Donau­schwa­ben, die nach Graz flüch­te­ten (und sich dort ken­nen lern­ten). Wei­ter ging es nach Reut­lin­gen. War­um? Weil Reut­lin­gen die Donau­schwa­ben “über­nahm”. In einem “Flücht­lings­ghet­to” dann das Gym­na­si­um. Wir hat­ten alle einen inter­es­san­ten Back­ground, sagt Hum­mel. Und dass der Uhr­turm in Vaters Aschen­be­cher stand.

Ich muss an eine Kol­le­gin den­ken, die einen Roman über Gott­schee schreibt. Migra­ti­ons­be­we­gun­gen sind nichts Neu­es.

Von der Donau kom­men wir zum Ver­dau­ungs­trakt – von die­sem auf die unzäh­li­gen Tier­chen, die für das Gleich­ge­wicht unse­rer Darm­flo­ra und in Fol­ge für unser see­li­sches Wohl­be­fin­den sor­gen. Frem­de DNA ist also ver­ant­wort­lich für unse­re Gesund­heit, sagt Hum­mel. Schlu­cken die Natio­na­lis­ten öfters Anti­bio­ti­ka als ande­re? Des­in­fi­zie­ren sie ihre Küchen mit Danchlor? Sprü­hen sie täg­lich Febre­ze? Dass man ein­mal über­prü­fen soll­te, ob die Angst vor Bak­te­ri­en in natio­na­lis­ti­schen Krei­sen höher ist. Die patrio­ti­sche Haus­frau putzt die frem­den Fuß­spu­ren weg, Schu­he bit­te an der Tür aus­zie­hen! Gekocht wird, was dem Mann ver­traut ist, denn was Frem­des kommt ihm nicht in den Magen — danach wird die Küche wie­der auf Hoch­glanz poliert, damit sich nichts ein­nis­tet in den Fugen.

Wir sit­zen um den Tisch, löf­feln Hüh­ner­sup­pe (aus Deutsch­land impor­tier­tes Bres­se-Huhn, aus logis­ti­schen Grün­den). Grü­nes und Kräu­ter aus dem Gar­ten, mit Zitro­ne, Kern­öl und selbst gepress­tem Wal­nuss­öl. Salz­flo­cken aus Eng­land, die kannst du so in den Mund ste­cken.

Hárs­le­ve­lü, Rosé, Por­tu­gie­ser, Caber­net, Mer­lot … Dazu Lin­sen­ein­topf — die Kol­bass fär­ben Gemü­se und Sup­pe rot. Ich las­se die Augen schwei­fen, der Raum ist ein Gemäl­de. Horst Hum­mel erzählt von sei­ner Fami­lie — Donau­schwa­ben, die nach Graz flüch­te­ten (und sich dort ken­nen lern­ten). Wei­ter ging es nach Reut­lin­gen. War­um? Weil Reut­lin­gen die Donau­schwa­ben “über­nahm”. In einem “Flücht­lings­ghet­to” dann das Gym­na­si­um. Wir hat­ten alle einen inter­es­san­ten Back­ground, sagt Hum­mel. Und dass der Uhr­turm in Vaters Aschen­be­cher stand.

Ich muss an eine Kol­le­gin den­ken, die einen Roman über Gott­schee schreibt. Migra­ti­ons­be­we­gun­gen sind nichts Neu­es.

Von der Donau kom­men wir zum Ver­dau­ungs­trakt – von die­sem auf die unzäh­li­gen Tier­chen, die für das Gleich­ge­wicht unse­rer Darm­flo­ra und in Fol­ge für unser see­li­sches Wohl­be­fin­den sor­gen. Frem­de DNA ist also ver­ant­wort­lich für unse­re Gesund­heit, sagt Hum­mel. Schlu­cken die Natio­na­lis­ten öfters Anti­bio­ti­ka als ande­re? Des­in­fi­zie­ren sie ihre Küchen mit Danchlor? Sprü­hen sie täg­lich Febre­ze? Dass man ein­mal über­prü­fen soll­te, ob die Angst vor Bak­te­ri­en in natio­na­lis­ti­schen Krei­sen höher ist. Die patrio­ti­sche Haus­frau putzt die frem­den Fuß­spu­ren weg, Schu­he bit­te an der Tür aus­zie­hen! Gekocht wird, was dem Mann ver­traut ist, denn was Frem­des kommt ihm nicht in den Magen — danach wird die Küche wie­der auf Hoch­glanz poliert, damit sich nichts ein­nis­tet in den Fugen.