“Maes­to­so”

“Maes­to­so”

Köflach. Dass dort der Vater ihrer Großcousine lebte, denkt sie. Sie kannte nur den Namen des Orts, nicht den Mann, und immer dachte sie dabei an den eigenen Vater und dass es zu seinem Aufenthaltsort keinen Namen gab, kein Wissen. Jetzt ist auch Köflach kein Ort mehr. Die Schaufenster fast alle leer, nur in einem sieht sie schmutzige Perchten-Masken (Lager des Schreckens). Sie fragt sich, wo die Menschen hier einkaufen, die Schuhe, die Nachthemden, dass es irgendwo ein Einkaufszentrum geben muss, vielleicht aber wird Köflach auch DHL-fernversorgt.
“Die alte Simon”

“Die alte Simon”

Sie kicherte. »Was für ein klingender Name.« Ihr Kopf machte ihn nervös. Und dann sprach sie den Satz aus, der ihn damals so geärgert hat. »Ihre Vormieter waren nette Menschen. Haben mir immer Mineralwasser mitgebracht, wenn sie zum Einkaufen gefahren sind.« »Ich hab kein Auto«, hat er nur knapp geantwortet. »Ach so.« Sie hob enttäuscht die Schultern. »Naja. Kann man nichts machen. Dann werd ich wohl weiterhin die Sodakapseln verwenden müssen.« Jetzt legt er sein Ohr an ihre Tür. Noch immer hört er kein Geräusch. Er drückt auf die Klingel, so, wie er es schon am Vortag getan hat. Und was, wenn sie öffnet? Soll er so tun, als würde er wieder eine Briefmarke brauchen? Oder soll er zugeben, dass er sich Sorgen um sie gemacht hat? Vielleicht würde sie sich sogar darüber freuen. Dass er sich Gedanken macht. Dass sie ihm nicht egal ist.
Pup­pen­heim, rosa­rot

Pup­pen­heim, rosa­rot

uppenhaus. Du lebst in einem Puppenzimmer. Du hast ein Bett, deckst dich mit zwei Decken zu. Am Abend lehnst du dich gegen die Rückenlehne und versteckst dich in einer fremden Welt zwischen Papierseiten. Wanderst durch Leben, die nicht deine Leben sind, lebst Gefühle, die nicht deine Gefühle sind. Zuerst kamen sie und zerrten an den Gardinen. Drängten gegen Türen und Fensterläden. (Siehst du, Oma, was bringen schon Fensterläden, wenn die Welt vor deinem Haus steht?) Durch alle Öffnungen krochen sie, faulig war ihr Atem, abgerissen standen sie vor mir, zeigten auf ihre Beulen und Schürfwunden, hielten mir ihre Zahnlücken entgegen.

Die All­wis­sen­de Daten­müll­hal­de

"Ich weiß, was du tust und wie du tickst, gestand mir ein Informatik-Freak, der mich persönlich nie kennengelernt hat und außerhalb des Binärsystems nie kennenlernen wird. Ich weiß alles über dich, dein Leben ist eine prall gefüllte Keksdose und wird durch Glasfaserkabel gespült, um direkt im riesigen Bauch des NSA-Wals zu landen." Mein Text "Die Allwissende Datenmüllhalde" ist in der neuen Ausgabe der grazKunst zu lesen.
Juden­bur­ger Notiz #32

Juden­bur­ger Notiz #32

Das Werk, das war einmal ein großes, traditionsträchtiges Werk, ein verstaatlichtes Werk, mit rauchenden Schloten. Da bist du aus der Bahn ausgestiegen und hast gewusst, jetzt bist du dort, wo gearbeitet wird, so gestunken hat’s.

weiss

"Ria sieht auf die Uhr. Acht Patienten im Warteraum. Acht mal zehn sind achtzig. Achtzig Minuten weiße Angst. Auf dem Tisch hocken bunte Illustrierte wie grün schillernde Fleischfliegen." erschienen in der Literaturzeitschrift" Driesch"

Der Heim­keh­rer

"Dass das nicht möglich sei, dass er doch nicht einfach so zurückkommen könne, so mir nichts, dir nichts, nach so vielen Jahren, wie ein von der Gefangenschaft Heimgekehrter. Und überhaupt, jetzt, wo sie doch gerade alles verkauft habe, das Haus und die Felder. Die Großmutter schüttelte den Kopf, immer wieder, nein-nein-nein, von links nach rechts und wieder zurück, nein-nein-nein, biss mit dem Unterkiefer fest auf den Oberkiefer, nein-nein-nein und nochmals nein, er solle wieder dorthin zurück, wo er hergekommen sei, sie könne ihn hier nicht mehr brauchen." – erschienen in "Die Rampe"

Schweins­bra­ten und Tami­f­lu

"Wie leicht haben es doch diejenigen, die nicht auf der Suche nach der großen Liebe sind, die die Suche entweder aufgegeben haben oder sich mit dem begnügen, was sie einst gefunden haben. Stierschneiders, zum Beispiel, haben die große Liebe längst hinter sich. Wohlig lehnt man sich zurück und genießt, dass man einander hat." – erschienen in der Literaturzeitschrift "etcetera"

Hunds­ta­ge

Ein Kapitel aus einem Romanmanuskript ist gerade im DUM erschienen!