Rückreiseticket gekauft. Der Autoplatz, den mir K.M. als Link geschickt hat, war binnen kürzester Zeit weg, auch am Bahnhof hat man nur noch ein Ticket erster Klasse. Alles voll, die Angestellte schüttelt bedauernd den Kopf. Ist selbst entsetzt über den Preis des Tickets. Sind Sie ganz sicher, dass Sie nicht gleich ein Rückreiseticket buchen wollen?, fragt sie. Das käme wesentlich billiger.
In der Király utca liegen Gedichte auf dem bronzenen Kaffeehaustisch. Daneben steht ein weißhaariger Literat. Als ich näher komme, zeigt er mir seinen Lyrikband, blättert für mich durch die Seiten, übersetzt und erklärt ungarische Begriffe aus der Poesie. Ich höre ihm zu und nicke mit dem Kopf. Wünsche ihm einen schönen Nachmittag. Er ist ein netter Mensch, aber ich bin heute nicht in Gesprächslaune.
Immer bevor ich nach Wien fahre, bin ich unrund. Wien, das heißt Bekannten-und-Verwandten-Besuchs-Marathon vor, nach und zwischen Lesungen. Seitdem mein erstes Buch erschienen ist, kenne mehr Leute in Wien als vor meinem Wegzug, und alle sagen sie: Du kommst nach Wien? O toll, meld dich doch für einen Kaffee!
Nebst meinem Koffer trage ich mein schlechtes Gewissen durch die Heimatstadt. Ich bin zur Vertrösterin geworden. In den Tagen vor meinen Wien-Besuchen meide ich die Menschen noch mehr als sonst. Die nahenden U‑Bahnfahrten lassen mir Pécs (Becs) jetzt schon zu eng erscheinen.