Im Paradeis
Vieles liegt Judenburg zu Füßen. Das ganze Rundherum eigentlich. Ein Fleckerl dieses Rundherums ist das Paradeisviertel.
Ich gehe die Heiligengeistgasse ein Stück nach links, bis zur Capistrangasse, um mir das Sautörl anzusehen. Die Capistrangasse selbst war einmal die Fleischhackergasse. Ab dem 14. Jh findet man den Namen „Saugasse“. Am Ende der Gasse, neben dem Sautörl, steht das Möschbauernhaus. Einst im Besitz der Teuffenbacher, befand sich hier um die Mitte des 18. Jahrhunderts das Post‑, Maut- und Zollamt.
Vom Sautörl führt der Klostersteig Richtung Paradeis. Ein schöner Spaziergang, der über eine Wiese führt und von dem aus man über den unteren Teil Judenburgs (Blick Gussstahlwerk) sehen kann.
Das im 13. Jahrhundert der heiligen Maria im Paradeis geweihte Klarissinnenkloser gibt dem Viertel den Namen. Das Paradeis also nichts mit Paradeisern zu tun, sondern mit dem Land, in dem die Apfelbäume wachsen. Apfelbäume sieht man hier auch.*
Das Kloster stand übrigens in der Gunst der Babenberger und später der Habsburger und gewann zunehmend an Bedeutung. Aber all der Reichtum konnte die Brandgefahr (5 Brände beschädigten das Kloster schwer) und auch die Pest nicht aufhalten. Und schon gar nicht den reformierenden Josef. 1782 wurde das Kloster aufgelassen und wechselte mehrfach seinen Besitz. Die Kirche verfiel und wurde schließlich abgerissen.
1904 wurde auf den ehemaligen Klostergründen das Elektrizitätswerk errichtet. In den späten 80ern revitalisierte man das Viertel.
Am Ende der Paradeisgasse stößt man auf die Magdalenenkirche (siehe auch: Magdalenenvorstadt).
* zum Wort Paradeiser wäre es interessant, ein paar Nachforschungen anzustellen. Paradeis- oder Paradiesapfel, so wird die rote, verlockende Frucht auch genannt. Wenn aber die Tomate nun der Paradiesapfel ist, hat Eva dann am Ende in einen Paradeiser gebissen??? Wikipedia meint, dass das lateinische Wort „malus“ sowohl mit Apfelbaum als auch mit „böse, schlecht“ übersetzt werden kann. Da müsste man jetzt jemanden fragen, der Hebräisch kann und sich mit dem Alten Testament in Originalsprache auskennt… Auf jeden Fall wachsen in den warmen Gebieten sicherlich eher Tomaten als die guten, saftigen, steirischen Äpfel. Aber vielleicht lag das Paradies ja auch in der Steiermark, wer weiß? – Wie auch immer, ich denke, die Frage nach der Frucht wird wohl eine offene bleiben… Und hier noch ein amüsanter Link, auf den ich im Zuge meiner Paradeisfrucht-Recherche gestoßen bin:http://bar.wikipedia.org/wiki/Paradeiser