Ein­wei­hung der Bar­ba­ra-Kapel­le am Hödl­mo­ser-Weg

Der Hödl­mo­ser gehört zum Aich­feld wie die Boden­ver­bun­den­heit zum stei­ri­schen Men­schen. Die Stei­rer sind stolz auf ihren Boden und sie sind stolz auf ihren Hödl­mo­ser bzw. Rein­hard P. Gru­ber, der den Stei­rer in die Welt hin­aus­ge­tra­gen hat. Seit 2007 gibt es den Hödl­mo­ser-Wan­der­weg – ein Pro­jekt, das von 3 HLW-Matu­ran­tin­nen umge­setzt wur­de.

Und seit heu­te gibt es auf eben jenem Hödl­mo­ser­weg die ers­te Bar­ba­ra­ka­pel­le in Fohns­dorf. Also gege­ben hat es sie natür­lich ges­tern auch schon, aber da war sie halt noch nicht geweiht. Hier gibt es – wie man sieht – nicht nur geweih­te­Ei­er, son­dern auch geweih­te Bar­ba­ras. Das Wet­ter hat heu­te ein wenig an die Oster­wei­he erin­nert, sau­kalt war´s. Der­Weg zur Kapel­le gat­schig, die wan­dern­den Men­schen unter Regen­schir­men und Pel­ari­nen ver­steckt. Und ich hin­ter­drein. Treff­punkt 9:00, vor der Auto­werk­statt Lozej, der Aich­feld-Bus hielt pünkt­lich an der mir beschrie­be­nen­Hal­te­stel­le. (Dan­ke, Tou­ris­mus­ver­band!). Als ich am Treff­punkt ankom­me, da muss es so Punkt 9  sein, geht´s auch schon los. Das kennt man nicht als Wie­ne­rIn, wo du min­des­tens 15 Minu­ten zu spät kommst (und dann noch immer 10min war­ten musst, weil ja jeder weiß, dass er zu spät kom­men muss, und so pflanzt sich der War­te­schwanz fort…).

Die Fohns­dor­fer „Kum­pel“ (die jetzt nicht mehr unter der Erde arbei­ten, aber „in Fohns­dorf ist man Kum­pel, nicht­Frem­der“) schnat­tern und ver­brü­dern sich. Ich muss an eine Stel­le im Hödel­mo­ser den­ken – die nicht hier, son­dern in Köf­lach spielt. „Für Köf­lach bin ich zu indi­vi­du­ell“, sagt der Hödl­mo­ser und wird von den Köf­la­chern ver­prü­gelt, bis er sich als Kum­pel auf den Schoß neh­men lässt. Für Die­ters­dorf bin nun wie­der ich zu indi­vi­du­ell (da hat die Wie­ner­stadt­eben abge­färbt, so eine 37 Jah­re wäh­ren­de Erfah­rung kannst eben net so mir nix dir nix abschüt­teln) und schrei­te ein­sam vor­an, über­ho­le die bun­te, trat­schen­de Men­ge, die sich über die schö­nen Aich­fel­der Wan­der­we­ge unter­hält und wie scha­de es sei, dass die Jun­gen die­se heu­te gar nicht mehr bege­hen, die ken­nen die gro­ße Welt bes­ser als die klei­ne­Hei­mat, höre ich.

Sau­kalt ist´s (nicht viel wei­ter oben liegt wie­der der Schnee) und mein Schnup­fen plagt mich. Kein sehr groß­ar­ti­ger­Ein­fall, das Bett zu ver­las­sen und unter Pel­ari­ne und Schirm mit Block und Foto­ap­pa­rat zu jon­glie­ren, schel­te ich mich.

Oben, hin­term Hödl­mo­ser­haus, im Gatsch, kommt mir der ORF Stei­er­mark ent­ge­gen – in Form eines ein­zel­nen bär­ti­gen Men­schen, der sicht­bar dar­um kämpft, nicht aus­zu­rut­schen mit der gan­zen Aus­rüs­tung über der Schul­ter. Die Küh´ stehn in eini­ger Ent­fer­nung und schau­en blöd kau­end in die Gegend. Die Damen bau­en das Buf­fet auf und den­Tisch für den Pfar­rer. Eine Was­ser­fla­sche steht dar­auf – „Net trin­ken, das ist das Weih­was­ser!“, heißt es. Der Pfar­rer­trägt einen Berg­ar­bei­ter­an­zug – einen, wie ihn auch der ehe­ma­li­ge Stei­ger trägt, der jetzt im Berg­bau­mu­se­um tätig ist.Direktor Fußi erzählt von der Selch, aus der man was machen woll­te, von der feh­len­den Bar­ba­ra­ka­pel­le und vom Herrn Fee­wald (?), der mich an die Adres­se des Grub­hofs erin­nert und – wenn ich es rich­tig deu­te –der Spen­der der­Bar­ba­ra­fi­gur ist. Dann spielt die Musik­grup­pe MOST (Musik ohne Strom) und singt der Fohns­dor­fer Män­ner­ge­sangs­ver­ein Berg­werks­lie­der – so schön, dass sogar die Kühe näher­rü­cken und im Kau­en inne­hal­ten. Pfar­rer Lam­mer weiht die Kapel­le ein. Geschwind geht das, ein paar Für­bit­ten, eine lite­ra­ri­sche Lesung aus der hl. Schrift, ein­paar per­sön­li­che Wor­te, ein Vater Unser und ein Gegrü­ßet Seist Du Maria. Ein paar Spren­k­ler Rich­tung Bar­ba­ra und fer­tig – so dau­ert die Seg­nung nicht län­ger als die ein­lei­ten­den Wor­te des Direk­tors. Was gut ist, denn uns ist kalt. Hier ist man nicht eitel, hier denkt der Got­tes­die­ner noch mit den und nicht für die Schäf­chen, die den Hödl­mo­ser-Vater­hö­ren wol­len. Vor­her gibt’s aber noch die Hödl­mo­ser-Pol­ka – eine Pre­mie­re, denn die ist von Max Haub­ner extra für die­sen Anlass kom­po­niert wor­den. Ein Jodeln und Klat­schen als Applaus, dann packt Rein­hard P. ein paar Zet­tel her­vor und gibt sei­nen 3‑färbigen Schirm wei­ter. Den Text habe er eigent­lich für eine ande­re Bar­ba­ra­ka­pel­len­ein­wei­hung geschrie­ben, sagt er, aber egal, es käme sowie­so das Aich­feld vor. Die Zet­tel sind nass und kle­ben beim Umblättern.Vom Was­ser und vom Nas­sen liest Gru­ber, und davon, dass er im Wasen­dor­fer Feu­er­wehr­teich und im Kum­pit­zer Lösch­teich das Schwim­men erlernt haben soll. Weil das sau­be­re Was­ser von den stei­ri­schen Ber­gen, das gibt’s nur inWi­en (und hät­te der Stei­rer das Was­ser, statt es nach Wien zu lei­ten, in Fla­schen abge­füllt, wär er jetzt reich). In Wien rinnt das gute stei­ri­sche Hoch­quell­was­ser die Wie­ner Keh­len hin­un­ter und wäscht die Wie­ner Wäsche und dann rinnt´sin den Donau­ka­nal. Nur des­we­gen habe er, Gru­ber, 7 Jah­re in Wien stu­diert – um das gute stei­ri­sche Trink­was­ser auch ein­mal kos­ten zu dür­fen. Und dann ist er ins Klos­ter (und der Vater hat´s über­lebt), und als er aus dem Klos­ter wie­der raus ist, hat ihn der Vater als Beloh­nung einen Sko­da gekauft.

Schön, Rein­hard P. Gru­ber ein­mal per­sön­lich hören zu dür­fen. Das ist kein ernst drein­bli­cken­der, abge­ho­be­ner Lite­rat, son­dern einer (zumin­dest hat man sofort das Gefühl), der ger­ne schreibt. Der macht sich sei­nen Spaß. Den­ke ich und dass mei­ne Fami­lie auch so war. Ob das mit die­ser Gegend hier zu tun hat? Und ist mein eige­ner Sar­kas­mus,  ‑über-alles-lus­tig-machen-Müs­sen viel­leicht doch geerbt? (Und schon sehe ich mei­ne Mut­ter flei­ßig mit dem Kopf­ni­cken: Bestimmt, das hast von dei­nem Vater, der ist genau­so!)

Nach der Lesung kra­me ich mein Hödl­mo­ser-Buch her­vor (eine Son­der­aus­ga­be aus dem Jah­re 1982 mit Zeich­nun­gen­von Pepsch Gott­sche­ber, die ich vor etwa 3 Jah­ren im Café Sperl­hof ent­deckt und „geret­tet“ habe) und hal­te sie dem­Au­tor unter die Nase – mit Bit­te um ein Auto­gramm. Und natür­lich bin ich zu feig, mit dem „Hödl­mo­ser­gott“ mehr­Wor­te als „Bit­te“ und „Dan­ke“ zu wech­seln. Hätt ihm eigent­lich sagen wol­len, dass ich fest ver­mu­te, dass der Hödl­mo­ser-Schurl die zwei Äpfel aus dem Gar­ten mei­ner Oma geklaut hat. Und dass der Hödl­mo­ser gar net so hätt tun müs­sen, als erlau­be er sei­nem Sohn zur Fei­er des Tages das Klau­en – mei­ne Oma hätt dem Schurl gleich zwei Kilo in die Hand gedrückt, wenn er gefragt hätt. Aber zwei Kilo Äpfel, die hät­ten sich dann wohl ganz schön ange­hängt auf der­Wall­fahrt. Und hät­te der Schurl sie auf der Stel­le geges­sen, wer weiß, viel­leicht wäre er schon an die­sem Tag an einer­Ko­lik und nicht erst spä­ter wegen dem neu­en Fahr­rad gestor­ben.

Nach dem erjag­ten Auto­gramm (ein Kapi­tal­bock für eine gera­de erst wer­den­de öster­rei­chi­sche Schrift­stel­le­rin mit­Wa­sen­dor­fer Wur­zeln!) hole ich mir ein Speck­brot und las­se mir eine Dose Alm­dud­ler in die Hand drü­cken. (Ein Dankan den Muse­ums­ver­ein!)

Nie­send und zit­ternd war­te ich dar­auf, dass noch was pas­siert, aber es pas­siert nichts mehr. Die ers­ten Plas­tik­pel­ari­nen­be­we­gen sich wie­der Rich­tung Park­platz, also neh­me auch ich mei­ne Alm­dud­ler­do­se und lau­fe Rich­tung Bus­sta­ti­on. –Ja, ich lau­fe, denn es ist wirk­lich kalt. An alle Nicht-Öster­rei­che­rIn­nen: Wenn Sie bei einem Öster­rei­cher das Wort„laufen“ lesen, dann wis­sen Sie , dass es da wirk­lich ziem­lich flott vor­an­geht. Womit wir wie­der beim The­ma Spra­che­wä­ren. Wäre inter­es­sant, mei­nen deut­schen Bekann­ten den Hödl­mo­ser in die Hand zu drü­cken!

25.5.2013