Ich lese
bei den 11. Coburger Literaturtagen
am 5. April 2014 um 19.00
https://www.coburgliest.de
Rückschau
Ich hatte die Wahl: Entweder zwei Nächte in Berlin oder 2 Nächte in Coburg.
Die meisten hätten sich – wenn sie schon eingeladen werden – wohl für Berlin entschieden. Ich aber hatte Coburg gegoogelt und festgestellt: Dort möchte ich gern Zeit verbringen.
Bereut habe ich es dann keine Sekunde lang. Schon am Bahnhof wurde ich von zwei sehr netten älteren Herren aus dem Verein abgeholt, und in meinem Zimmer fand ich einen süßen Willkommensgruß der Buchhändlerin. Danach gabt’s eine Stadtbesichtigung – Oskar Ohler versorgte mich mit literarischen und geschichtlichen Anekdoten zur Stadt und seinen Jugenderinnerungen aus der Nachkriegszeit.
Tags darauf war ich dann in der Buchhandlung zu einer Waffeljause eingeladen – und habe am Fester ein schönes Schreibplätzchen gefunden.
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Beim den 12. Literaturtagen mit dem schönen Titel „Coburg liest“ stellte ich erstaunt fest: Lesungen sind ist alles andere als out. Die Halle war bummvoll, es mussten (trotz des nicht gerade geringen Eintrittspreises) sogar Stühle dazugestellt werden. Vor allem aber war das Publikum wunderbar. Die Menschen hörten nicht nur sichtbar interessiert zu, sondern stellten im Anschluss an jede Lesung viele Fragen.
Dass sich in Coburg so viele zum Romanmarathon einfinden, bei dem ausschließlich Debüts vorgestellt werden, hat – laut Aussage eines Besuchers – einen Grund. „Wir wissen, dass die wirklich immer tolle Bücher aussuchen!”, verriet er mir. Ich fasste das gleich mal als Kompliment auf.
Noch etwas habe ich gelernt in Coburg: Dass Austriazismen gar nicht so schlecht ankommen, wie manche es mir weismachen wollen. Nachdem ich verraten hatte, dass ich durchaus ein paar österreichische Ausdrücke fallen lassen musste – wie etwa das „Putzerl“ –, aus Angst, die Leser*innen in Deutschland würden das sonst nicht verstehen, meinte eine Leserin: „Also, ich kenn das Wort Putzerl zwar nicht, aber ich hätte das im Kontext schon kapiert, was gemeint ist. Putzerl klingt ja auch so richtig toll nach einem roten, verschrumpelten, schreienden Neugeborenen. Das Wort Baby hingegen weckt bei mir gar keine Emotionen.“