Was für ein aufregender Tag! Am Morgen unseres ersten Hochzeitstages klagt mein Mann plötzlich über starke Halsschmerzen. Wir schreiben den 28. September 2020 – Corona hält das Land fest im Griff und wir müssen in eine Teststraße fahren. Während mein Mann ein Stäbchen in die Nase gesteckt bekommt, läutet mein Handy. Es meldet sich das Jugendreferat — und zuerst bekomme ich gar nicht mit, worum es geht. Jugendreferat? Wieso das Jugendreferat?
“Frau Kinstner, es freut mich Ihnen mitteilen zu können, dass sie für Ihr Manuskript den Hauptpreis verlieren bekommen werden”, heißt es da plötzlich.
Und da endlich fällt der Groschen. Ich hatte das Manuskript meines Romans nämlich ins Rennen um den Kinder- und Jugendliteraturpreis des Landes Steiermark geschickt. Die letzten Kapitel habe ich sogar ziemlich in Eile schreiben müssen, da das Abgabedatum damals immer näher gerückt war. (Dank Lockdown 1 im März hatte ich den ganzen Tag Zeit zum Schreiben, anders wäre sich das damals gar nicht ausgegangen.)
Wir fahren aus der Teststraße hinaus. Mein Mann ist traurig, weil er an unserem Hochzeitstag krank ist. “Jetzt kann ich dich nicht mal zum Essen ausführen”, sagt er.
“Macht nichts”, strahle ich. “Ich hab grad das schönste Hochzeitstagsgeschenk bekommen, das man sich vorstellen kann.“
zu Hause juble ich. Mein Mann jubelt trotz Halsschmerzen mit und wir bestellen uns zur Feier des Tages eine riesige Pizza nach Hause.
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Einen Monat später findet die Preisverleihung statt. Leider dürfen noch immer keine Veranstaltungen stattfinden – deswegen findet diese nur online statt. Für das Foto müssen wir die Masken aufsetzen. Ich bin nun doch auch traurig – weil niemand kommen kann, um mit mir zu feiern. Auch sind normalerweise immer sehr viele Menschen anwesend, die sich für Jugendbücher interessieren – die fehlen jetzt.
Einen Vorteil hat eine Online-Preisverleihung aber doch – man kann sie auch heute noch ansehen.
Das Video kann auf Vimeo angesehen werden:
https://vimeo.com/479155538
Die Laudatio für meinen Text beginnt ab Min 18:30.
Lesung aus meinem Manuskript ab Min 27:30