Edi­to­ri­al [erschie­nen in &Radieschen – Zeit­schrift für Lite­ra­tur #69]

Wir haben alles. Wir jam­mern auf hohem Niveau. Wir tun uns leid, wenn das Manu­skript nicht ange­nom­men wird, wenn es kei­ne Lobes­hym­nen reg­net. 95% der­je­ni­gen, die unse­re Lite­ra­tur­zeit­schrift lesen, sind wahr­schein­lich Autor*innen. 80% von ihnen geht es viel­leicht wie mir – sie ver­fal­len in Selbst­mit­leid, wenn es mal nicht so klappt. Viel­leicht ken­nen 40% das Leben unter dem (von ande­ren fest­ge­schrie­be­nen) Exis­tenz­mi­ni­mum. Regel­mä­ßig Café-Lat­te-Trin­ken-Gehen, ein Yoga-Zwan­zi­ger­block, genü­gend Kar­ten für die Vien­na­le, ein Thea­ter-Abo, Besu­che im Gra­zer Lite­ra­tur­haus (das im Gegen­satz zu dem in Wien Ein­tritt ver­langt) sind da ein­fach nicht drin. Egal. Es geht auch so: Den Coro­na-Still­stand wei­ter­le­ben. Den Kaf­fee vor dem Com­pu­ter trin­ken …

Die All­wis­sen­de Daten­müll­hal­de

Ich weiß, was du tust und wie du tickst, gestand mir ein Infor­ma­tik-Freak, der mich per­sön­lich nie ken­nen­ge­lernt hat und außer­halb des Binär­sys­tems nie ken­nen­ler­nen wird. Ich weiß alles über dich, dein Leben ist eine prall gefüll­te Keks­do­se und wird durch Glas­fa­ser­ka­bel gespült, um direkt im rie­si­gen Bauch des NSA-Wals zu lan­den.

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