Okt. 2019

In mei­nem Text “Schla­fe, mein Prinz­chen”, mit dem ich den 2. Platz des Ser­vus Kri­mi-Kurz­ge­schich­ten-Wett­be­werbs gewon­nen habe, geht es um einen Kin­der­mör­der in den Pra­ter­au­en, einen dienst­mü­den Kom­mis­sar und einen Pfar­rer mit Gewis­sens­bis­sen.

In der Antho­lo­gie kann man außer­dem Geschich­ten von Clau­dia Ross­ba­cher, Alfred Koma­rek, Eva Ross­mann, Ste­fan Slu­petz­ky, Ines Eberl, Ellen Dun­ne, Moni­ka Pfund­mei­er, Hei­di Troi, Micha­el Opo­c­zyn­ski, Hans Leis­ter und Bern­hard Kreut­ner lesen sowie alle Gewin­ner­bei­trä­ge des Kri­mi­wett­be­werbs (u.a. von Preis­trä­ge­rin Ani­ta Het­zen­au­er).

Mör­de­ri­sche Alpen
Ser­vus Kri­mi, 2019
240 Sei­ten
ISBN-13 9783710402180

AUS­ZUG aus mei­ner KURZ­GE­SCHICH­TE

SCHLA­FE, MEIN PRINZ­CHEN

1.

Das Gesicht liegt im Schat­ten, des­we­gen kann Süß­kind sein Gegen­über nicht sehen. Aber hören kann er den Mann, dazu ist so eine Vor­rich­tung ja gedacht, zum Hören, und hören, das tut Süß­kind, von wei­chem Fleisch und süßem Atem, von blau­en Pup­pen­au­gen unter nas­sen Wim­pern und rot ange­lau­fe­nen Backen. Von Schweiß, süß­lich-sau­er wie Him­beer­saft, von stram­peln­den Bein­chen, die Minu­ten zuvor noch auf dem Fahr­rad gestram­pelt sind und nun in die Luft tre­ten. Schweiß bricht aus Süß­kinds Kör­per, kein süß­lich-sau­rer Him­beer­schweiß, son­dern herb-sau­rer Män­ner­schweiß, er tränkt das Hemd und lässt die Lip­pen sal­zig schme­cken, füh­re uns nicht in Ver­su­chung, son­dern erlö­se uns von den Bösen. Süß­kind fährt mit dem Zei­ge­fin­ger unter den Kra­gen, Luft, er bekommt kei­ne Luft, der Kehl­kopf hüpft nach oben, Süß­kind keucht und schluckt, wäh­rend der  Mann auf der ande­ren Sei­te mit einer uner­träg­li­chen Fis­tel­stim­me von lau­en Aben­den in den Pra­ter­au­en erzählt. 

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