»Hey, Mar­ga­ri­ta. In Vien­na you call the under­ground »U‑Bahn«. Do you know how we say to our non-exis­ting U‑Bahn here? We call it »sje-ban«- Becau­se »sje­ban« means »fucked up«!
Jetzt muss man sich Bel­grad ein biss­chen wie Wien vor 20 Jah­ren, nur ohne U‑Bahn vor­stel­len. Die Stadt hat 1,34 Mil­lio­nen Ein­woh­ner bei einer Flä­che von 360 km². (Zum Ver­gleich: Wien hat 415 km²).
In Bel­grad gibt es Bus­hal­te­stel­len. Wohin die Bus­se fah­ren, erschließt sich mir als Tou­ris­tin meist nicht. Ich gehe also zu Fuß, las­se mich von Goog­le Maps füh­ren. Ohne­hin lernt man eine Stadt am bes­ten ken­nen, indem man sie ergeht.

Von der Dunav sta­ni­ca, an der das Linea taxi hält (ein Art halb­le­ga­ler Bahn­ersatz von Panče­vo nach Bel­grad) sind es zu Fuß etwa 20 Minu­ten bis zum Bani­ja (eine kaf­a­na, an der sich die Bel­gra­de­rIn­nen – ach S. – ger­ne Tref­fen). Bis zur Öster­rei­chi­schen Bot­schaft sind es 40 Fuß­mi­nu­ten, bis zur Öster­reich­bi­blio­thek sind es 60.
Wenn Goog­le Maps mehr als 90m Minu­ten Fuß­weg anzeigt, stei­ge ich an einer gera­den Stra­ße in den Bus, ver­fol­ge auf Goog­le Maps den Punkt und stei­ge aus, sobald der Bus abbiegt. Den Rest gehe ich wie­der zu Fuß.

Natür­lich. Ich hät­te mir auch einen Stadt­plan zule­gen, im Inter­net nach dem Lini­en­netz suchen die wich­ti­gen Sta­tio­nen mar­kie­ren kön­nen. Aber ich habe sowie­so das Panče­vo Syn­drom, es zieht mich nicht all­zu­oft nach Bel­grad. Viel­leicht hät­te ich die Haupt­stadt öfter besucht, hät­te es eine U‑Bahn gege­ben. Als Spa­zier­ge­he­rin reg­net es mir hier ein­fach zu viel. Aber viel­leicht sind auch das alles nur Aus­re­den.

S. sagt: We don’t need an under­ground, we have a an under­ground cul­tu­re any­way.

Nach­trag:
Wiki­pe­dia weiß:
Die ers­ten fer­ti­gen Plä­ne der Arbeits­grup­pe Metro sahen 1976 den Bau von fünf Lini­en einer klas­si­schen U‑Bahn vor.Das Pro­jekt wur­de, da zwi­schen den jugo­sla­wi­schen Repu­bli­ken kein all­ge­mei­ner Kon­sens für die Not­wen­dig­keit einer Bel­gra­der U‑Bahn bestand, 1982 förm­lich als poli­tisch nicht durch­führ­bar vor­erst zu den Akten gelegt. Damit wur­de die fol­gen­schwe­re Pha­se der Domi­nanz der Befür­wor­ter eines stär­ke­ren Aus­baus des indi­vi­du­el­len Stra­ßen­ver­kehrs zuguns­ten eines kapa­zi­täts­star­ken ÖPNV-Sys­tems ein­ge­lei­tet.
Erst in der Amts­zeit des dama­li­gen Bür­ger­meis­ters Zoran Đinđić leb­te die Idee 1997 wie­der auf, doch erst 2006 wur­de eine Durch­führ­bar­keits­stu­die für ein damals mitt­ler­wei­le favo­ri­sier­tes güns­ti­ge­res und ver­klei­ner­tes Stadt­bahn-Sys­tem unter Bezeich­nung BELAM oder Lake Metro (LRT Light Rail­way Train, deutsch: Stadt­bahn) mit drei Lini­en auf­ge­stellt. Dabei folg­ten die Lini­en aber gänz­lich der 1976 unter Feder­füh­rung von Bra­nis­lav Jovin erar­bei­te­ten Stre­cken­füh­rung zwi­schen Vukov Spomenik–Terazije–Novi Beograd, sowie zwi­schen Autokomanda–Prokop–Skupština und Kalemegdan. Heu­te ist eine wei­te­re Linie über die seit Anfang Dezem­ber 2008 in Bau befind­li­che Brü­cke Novi Sav­ski Most oder auch Most na Adi vor­ge­se­hen.
(> wei­ter­le­sen auf Wiki­pe­dia)