Irgendwo wartet immer jemand auf dich
Nach er Podiumsdiskussion über Thomas Bernhard esse ich Leskovačka mućkalica und zünde mir eine Zigarette an. Höre V. zu, der uns uns die Geschichte von Ivo Andrićs Sondergenehmigung, das Land zu verlassen, erzählt.
Mein Messenger vibriert.
Es ist bereits nach halb elf. J. fragt, wo ich bleibe. Schickt mir eine Wegbeschreibung, mit dem Zusatz: Write when you are close, there will be someone waving at you on the balcony.
Als ich eine Stunde später in die Wohnung nahe dem Postgebäude komme, dringt vielstimmiges Gegröle auf die Straße: Cele noćii ti si forsirala konjak! Drums, E- und Bassgitarren.
D. und J. (die sich ihre Brötchen als LehrerInnen verdienen), singen Leave them kids alone.
Es ist weit nach Mitternacht, die Menschen nebenan werden nicht viel Schlaf abbekommen, denke ich. Die Wohnungen hier sind hellhörig, wenn der Nachbar Schnupfen hat, kann man ihm beim Niesen zuhören, selbst die leise ausgetragenen Ehestreits bleiben nicht geheim.
Ich gröle trotzdem mit, die anderen freuen sich.
Wechsel aufs Sofa. Ein Glas Wein, Zigaretten, der Duft vom wilden Rosmarin auf dem Balkon. S. – ein alter Mann mit weißem Haar – greift zur klassischen Gitarre und singt für mich ein altes mazedonisches Lied für mich.
Spätestens jetzt weiß ich, dass ich Pančevo und die Leute hier vermissen werde.