Ich lese
gemeinsam mit Olga Flor
in der Österreichischen Botschaft in Berlin
am 3. April 2014, 19.00
Rückblick:
Das erste Mal fliege ich von meiner Wahlheimat Graz ab – und finde es herrlich. Kleiner Flughafen, kein Anstellen bei der Sicherheitskontrolle – Herumschlendern zwischen Büchern …. und keine zwei Stunden nachdem ich das Flughafengebäude betreten habe, bin ich schon in Berlin.
Mit meinem neuen (ersten) Smartphone bewaffnet mache ich mich auf die Suche nach einer Berliner Currywurst (ebenfalls die erste in meinem Leben. Ich kann sie euch jetzt also zeigen – inklusive Selfie. Geschmeckt hat sie allerdings nicht. Eine fette Wurst mit Curry-Ketchup. Das also stopfen die Tatort-Kommissare in sich rein.
Vor vielen Jahren (damals war ich 18 und frisch aus der Schule draußen) war ich das erste Mal in Berlin. M. und ich auf Interrail – übernachtet haben wir damals, illegal, im Park direkt vor dem Reichstagsgebäude, zwei Holländer hatten uns in ihr Zelt eingeladen. Nicht, was Sie jetzt denken. Nein, in den 90ern, gar nicht lang nach der Wende, da war das einfach so, wenn man als InterrailerIn unterwegs war. Da wurde man sogar von “Omis” angesprochen, ob an einen Schlafplatz habe. Wir sagten ja, obwohl es nicht stimmte. M. wollte in Tiergarten übernachten, bei den Punks. Martina kannte sich aus mit den Punks in Berlin, sie wusste, wo sie zu finden waren, sie hatte es irgendwo gehört oder gelesen.
(Die zweite Nacht haben wir dann tatsächlich bei Punks übernachtet, auf irgendeinem Dachboden – am Morgen nahmen sie uns mit in ein Tageszentrum dort hab es gegen einen kleinen Betrag – waren es zwei Mark? – eine warme Dusche und ein Frühstück. Und die zwei Holländer besuchten wir dann auch noch, in Amsterdam, in ihrem besetzten Haus. Das waren die 90er. Eigentlich gar nicht so uncool, wie ich selbst immer behaupte 😉
Mein zweites Mal Berlin war dann 16 Jahre später. Nicht mehr mit M., sondern mit A. Jeden Abend einen anderen PoetrySlam, eine andere Lesebühne besucht.
Diesmal schleppe ich meinen vollen Currywurst-Magen ins Bett. Am darauffolgenden Morgen beschließe ich, dass ich genug von Berlin gesehen habe, damals, 1994 und 2010. Die Stunden vor der Lesung verbringe ich also auf diversen Parkbänken an diversen Stellen am Fluss, ausgestattet mit Allergietabletten und Laptop.
In der österreichischen Botschaft ging es dann tatsächlich ziemlich österreichisch zu. Die wichtigste Frage vor der Lesung: Wann genau der Wein geöffnet werden soll. Zur Lesung selbst werden wir 5 Minuten nach Lesungsbeginn geholt – davor sitzen Olga Flor und ich, die extra früh ins Haus bestellt wurden, mit einem Kaffee im Büro, selbst Christian Ankowitsch, der später zu uns stößt, wundert sich, als wir um Punkt Uhr noch immer hier sitzen. Es scheint, man zelebriert hier die Österreichische Gemütlichkeit ein bisschen zu sehr.
Danach noch mit Olga an der Hotelbar getratscht.
Morgen geht es dann nach Coburg …