Ich lese
beim Wortfestival Literasee
Ort: Die Waserin, Bad Aussee
Zeit: 24. April 2015, 14.00
Rückschau:
Wenn man gerade aus Bosnien-Herzegowina kommt, ist Bad Aussee ein bisschen unwirklich. Meine Suite (Herzmanovsky-Orlando – großartig!) ist größer als meine Wohnung in Graz. Was meine Suite zu bieten hat: ein Tintenfass mit echter Tinte, ein Vorzimmer, ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, einen Balkon und ein Bad, das so groß ist, dass ich die Dusche am ersten Abend gar nicht wahrnehme und hockend in der Badewanne dusche (um die schönen Fliesen nicht anzuspritzen, man wird seine Erziehung einfach nicht los). Von der Badewanne aus sehe ich die vielen Schampoo- und Cremefläschchen und denke an meine Freunde in Glamoč, Međugorje und Derventa, an ihre mit EU-Hilfen wiederaufbauten Häuser, an die klamme Kälte in den Schlaf- und Badezimmern und die gesellige Wärme in ihren Küchen.
Falls man in den ersten beiden Tagen meine Irritation mitbekommen haben sollte, ist man mir hoffentlich nicht böse. Am dritten Tag hatte ich mich dann akklimatisiert und die Runden im geheizten Außen-Pool durchaus genossen.
Die Wasnerin bietet also nicht nur Literatur vom Feinsten sondern auch luxuriöse Erholung – erinnert man sich hier doch gern der großen SchriftstellerInnen, die ihre Sommerfrische erst hier genossen haben – und schon damals bei der Wasnerin einkehrten.
Besonders gefreut hat mich, dass mein Deuticke-Kollege J.F. Dam mit seiner Familie aus Salzburg angereist ist, um mich zu besuchen. Jyotishmans Debütroman ist zur selben Zeit wie meiner erschienen – seiner zweiten Roman „Die Nacht der verschwundenen Dinge“ erschien dieses Frühjahr. Mein zweites Buch kommt erst im Herbst raus, deswegen ist dies – zumindest für längere Zeit – meine letzte Lesung aus „Mitteltstadtrauschen“.
Die Lesungen allesamt für den Geist anregend und für den Körper gemütlich, bis auf jene von Nino Haratischwili, die aus “Acht Leben für Brilka” in der Grotte des Salzbergwerks las. Diesmal war ich – anders als 1986 – wenigstens nicht die Einzige, die nicht die Rutsche, sondern die Treppen nahm.
Ich danke Petra Hartlieb für dieses wundervolle Event und die Einladung – und Die Wasnerin für die tolle Bewirtung und Unterkunft für gleich 3 Personen!