Mit­tel­stadt­rau­schen im Zis­ter­zi­en­ser-Gym­na­si­um

In Mit­tel­stadt­rau­schen wer­den im hei­li­gen Vier­tel die Kin­der gezeugt. Gerys Woh­nung befin­det sich zwi­schen Innocentia‑, Erz­bi­schof- und Him­mel­pfort­gas­se. Hier­hin lädt er sei­ne Frau­en­be­kannt­schaf­ten ein.

Mit­tel­stadt­rau­schen in einem alt­ehr­wür­di­gen Zis­ter­zi­en­ser-Gym­na­si­um vor­zu­stel­len, hat etwas Bizar­res. Ich erzäh­le von Sex, Dro­gen, Ein­sam­keit und weg­ge­ge­be­nen unehe­li­chen Kin­dern und zeich­ne Strich­max­erl auf die Tafel.

Als ich mich gegen die Schmet­ter­lings­fän­ge­rin und für Mit­tel­stadt­rau­schen ent­schied, hat­te ich noch kei­ne Ahnung, dass mich König Lud­wig und eine Ahnen­ga­le­rie emp­fan­gen wür­den. Im ehe­mals sozia­lis­ti­schem Gym­na­si­um den­ke ich an Schü­ler Ger­ber. Maria Mut­ter Got­tes und aus­ge­stopf­te Tie­re – die Schü­le­rIn­nen sehen nicht ein­mal heim­lich aufs Han­dy. Ein Jun­ge aus der Klas­se (könn­te der Klas­sen­spre­cher sein) über­reicht mir eine Rose und stellt begeis­tert Fra­gen. Ich neh­me an, er schreibt selbst, so wie er an mei­nen Lip­pen hängt. Die ande­ren sit­zen höf­lich, man­che lachen. Ich habe kei­ne Ahnung, wie gut sie die Spra­che ver­ste­hen. Selbst K.M., des­sen Deutsch bei­na­he per­fekt ist, gibt zu, dass ihm Lite­ra­tur zu anstren­gend sei, er war­te immer auf die Über­set­zung.

Eine Dop­pel­stun­de für eine Buch­vor­stel­lung. Ich bit­te mei­nen Ver­lag, mir das PDF zu schi­cken, denn ich habe nicht ein­mal mein Manu­skript auf­ge­ho­ben.

Die ers­te Stun­de ver­geht rasend schnell, ich erklä­re, wie man die einst gro­ße Lie­be besei­tigt, indem man sie im Donau­ka­nal ent­sorgt. Die Leh­re­rin sitzt stumm zwi­schen zwei Schü­le­rin­nen, ich kann nicht ein­schät­zen, was sie denkt. Nach 8 Unter­richts­ein­hei­ten gibt sie an, müde zu sein. Sie ist es schließ­lich auch, die sich die Wunsch­sze­ne aus­sucht: Das Kas­perl­thea­ter bit­te! Sie kennt das Buch nicht, viel­leicht denkt sie, dass hier nichts Gott­lo­ses mehr pas­sie­ren wird. Aber die Welt ist nicht vol­ler Enge­lein, die Lie­be sel­ten hei­lig und Chris­tus’ Leib ist kei­ne Obal­te. Und der Jäger im Stück kein selbst­lo­ser Onkel.