Titel: Hund 51
Autor*in: Lau­rent Gau­dé
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In “Hund 51” rei­sen wir wie­der in die Zukunft. Und zwar in die Mega­stad Magna­po­lis, die in drei Zonen ein­ge­teilt ist. Es gibt eine Zone für Super­rei­che und Super­wich­tig­te, eine Zone für Bes­ser­ge­stell­te und die Zone für ein­fa­che Arbeiter*innen, Loo­ser und Abschaum – näm­lich Zone 3. Die­se liegt als ein­zi­ge nicht unter der Kli­ma­kup­pel, die Men­schen sind dort Sturm, Hagel und auch dem ätzen­den sau­ren Regen aus­ge­setzt. Und ein sol­cher fällt auch, als Zem Spa­rak, der Hilfs­po­li­zist – genannt Hund 51 – zu einer Lei­che geru­fen wird. Die Lei­che ist über das gesam­te Rück­grat auf­ge­schnit­ten, und Spa­rak ver­mu­tet sofort: Da wur­de wohl das begehr­te lebens­ver­län­gern­de Implan­tat her­aus­ge­schnit­ten. Und ein sol­ches bekommt garan­tiert nie­mand, der in Zone 3 lebt.

Zem Spa­rak ist Grie­che. Sei­ne Hei­mat aber gibt es schon lan­ge nicht mehr. In Rück­blen­den erfah­ren wir von dem Kon­zern Gold­Text, der nach und nach bank­rot­te Län­der auf­kauft und die Men­schen als Arbeits­ma­schi­nen unter­jocht. Grie­chen­land hat nur den Anfang gemacht, mitt­ler­wei­le gibt es schon eine Rei­he von Län­dern, die nicht mehr exis­tie­ren. 

Zem Spa­rak wird gezwun­gen, mit der Ermitt­le­rin Salia Mal­berg  aus Zone 2, zusam­men­zu­ar­bei­ten. Das gefällt ihm gar nicht, da Salia ihn spü­ren lässt, dass er nicht mehr ist als ihr Hund, und als sol­cher hat er gefäl­ligst zu parie­ren. Salia selbst wie­der­um hat es als Frau in einem Män­ner­job auch nicht leicht.

Lau­rent Gau­dé, der bereits 2x den Prix Gon­court erhielt, ent­führt uns in eine dys­to­pi­sche Zukunft. Der Kapi­ta­lis­mus hat gesiegt, der Kli­ma­wan­del weit vor­an­ge­schrit­ten, die Sche­re zwi­schen Arm und Reich so groß wie nie. Da wer­den ein­fach Län­der auf­ge­kauft, und das Bes­te, was dir als Einwohner*in eines sol­chen Lan­des pas­sie­ren kann ist, dass du als arbeits­taug­lich ein­ge­stuft wirst. Was mit denen pas­siert, die nicht mehr mit anpa­cken kön­nen, kann man sich den­ken. Um Dampf ablas­sen zu kön­nen, gibt es regel­mä­ßig einen Abend, an dem alle ihre sexu­el­len Gelüs­te aus­le­ben kön­nen, man schläft dann ein­fach mit den Nächst­bes­ten, denen man über den Weg läuft. Wer da nicht mit­ma­chen will, bleibt bes­ser zu Hau­se in Sicher­heit. 

In Rück­blen­den erin­nert sich der Prot­ago­nist an sei­ne Hei­mat.  An die Wider­stands­be­we­gung vor dem gro­ßen Aus­ver­kauf und an den Por­test­marsch der Bürger*innen aus Zone 3. Zwei­mal wur­de Zem Spa­rak zum Ver­rä­ter. 

Hund 51 ist eine erschüt­tern­de, tra­gi­sche Geschich­te. Es ist aber auch und vor allem ein fast schon klas­sisch anmu­ten­der Kri­mi­nal­ro­man. Die Spra­che ist nüch­tern, die Sät­ze sind kurz, die Hand­lung rasant, ein­zig bei den Rück­blen­den wird die Spra­che plötz­lich weh­mü­ti­ger, sanf­ter. 

Im Jahr sei­nes Erschei­nens, also 2022,  war Hund 51 das Lieb­lings­buch des fran­zö­si­schen Buch­han­dels, außer­dem wur­de der Autor dafür mit dem Prix des Écri­vains du Sud aus­ge­zeich­net.
Die Über­set­zung ist im August 2023 bei dtv erschie­nen, ins Deut­sche über­tra­gen hat den Roman Chris­ti­an Kolb.  

Titel: Hund 51
Autor*in: Lau­rent Gau­dé
Über­set­zung: Chris­ti­an Kolb
Ver­lag: dtv
Publi­ka­ti­ons­jahr: 2023
Sei­ten: 336
ISBN: 978–3‑423–28354‑0