„Kosa­ken­über­ga­be“ auf der Mur­brü­cke

Anfang Mai 1945 befin­den sich die Kosa­ken auf dem Rück­zug. Das Heer der anti­kom­mu­nis­ti­schen rus­si­schen Rei­ter­sol­da­ten, einst treue Trup­pe des Zaren, kämpf­te auf der Sei­te Hit­lers. Jetzt flieht das das Kosa­ken­korps Doma­now – 25.000 Men­schen, davon mehr als die Hälf­te Frau­en, Kin­der und alte Män­ner – aus dem Fri­aul in die öster­rei­chi­schen Alpen. Ihre Hoff­nung sind die Bri­ten. Nur ja nicht den juo­go­slaiw­schen oder ita­lie­ni­schen Par­ti­sa­nen in die Hän­de fal­len, denn dass deren Metho­den alles ande­re als zim­per­lich sind, ist bekannt. Schließ­lich gelangt der Zug nach Lienz, das bereits in bri­ti­scher Hand ist. Dort, an den Ufern der Drau, schla­gen die Kosa­ken ihre Zel­te auf.

In Jal­ta wird zwi­schen Chur­chill und Sta­lin die Aus­lie­fe­rung aller sich in der bri­ti­schen Besat­zungs­zo­ne befind­li­cher Kau­saken, Kau­ka­si­er und ande­rer den Sowjets miss­lie­bi­gen Per­so­nen beschlos­sen. Anfang Juni räu­men die Bri­ten das Lager mit Gewalt und ver­frach­ten die Kosa­ken per Eisen­bahn­wag­gons und Vieh­wa­gen in die Stei­er­mark.

Wäh­rend der Depor­ta­ti­on bzw. der Über­ga­be an die Sowjets auf der Juden­bur­ger Mur­brü­cke, auf der sich die Demar­ka­ti­ons­li­nie zwi­schen rus­si­scher und bri­ti­scher Besat­zungs­macht befin­det, kommt es zu tra­gi­schen Sze­nen: Män­ner erschie­ßen ihre Fami­li­en und schnei­den sich selbst die Keh­le durch, Frau­en stür­zen mit ihren Kin­dern in die kal­te Mur. Die Gefan­ge­nen wer­den von den Sowjets ins Fabrik­ge­bäu­de der Guss­stahl­wer­ke geführt. Ohren­zeu­gen berich­ten von Gewehr­sal­ven und anschlie­ßen­dem Gejoh­le, beglei­tet von schö­nem Män­ner­ge­sang. Meh­re­re Tage und Näch­te arbei­ten die Hin­rich­tungs­kom­man­dos. Um den Lärm zu über­tö­nen, lässt man die Moto­ren der Fabrik lau­fen.

Nur weni­ge Kosa­ken konn­ten von den Trans­port­wä­gen sprin­gen und sich in Sicher­heit brin­gen. Die Bewoh­ner Juden­burgs wur­den wäh­rend der Trans­por­te ange­hal­ten, in ihren Häu­sern zu blei­ben. Wie vie­le bereits vor ihrer Depor­ta­ti­on nach Sibi­ri­en star­ben, ist unge­wiss.

Heu­te steht im Park bei der Mur­brü­cke ein klei­nes Denk­mal, das an die Kosa­ken­tra­gö­die erin­nern soll.