In “Zusam­men­kunft” es geht um All­tags­ras­sis­mus – aber nicht nur. Es geht um Her­kunft, um Klas­sen­zu­ge­hö­rig­keit, um Geschlech­ter­rol­len und um die Fra­ge nach der Ver­ant­wor­tung der aus­beu­ten­den Län­der.

Nata­sha Brown, die selbst die zehn Jah­re lang im Lon­do­ner Finanz­sek­tor gear­bei­tet hat, erzählt vom “Nach oben kom­men” bzw. vom “Oben ange­kom­men sein”. Die Prot­ago­nis­tin hat es geschafft, sie hat stu­diert, sich hoch­ge­ar­bei­tet, ist ganz oben ange­kom­men. Sie hat nicht nur einen tol­len Job im Finanz­sek­tor (der ein­zi­ge Sek­tor, der es auch Men­schen mit dunk­ler Haut­far­be erlaubt, Kar­rie­re zu machen, son­dern auch einen Freund, der aus einer ange­se­he­nen Lon­do­ner Fami­lie kommt. 
Doch eine Ein­la­dung zu einem Fami­li­en­fest bringt alles ins Wan­ken. Da sind nicht nur die Sät­ze, die sich die jun­ge Frau im Job anhö­ren muss (Sie haben es als Schwar­ze leich­ter, hoch­zu­kom­men, sie habe doch einen Vor­teil, wegen der Quo­te). Schnell wird auch klar, dass die Fami­lie die Bezie­hung des Soh­nes mit einer Schwar­zen nur als eine Art exo­ti­sche Pha­se ansieht.

Abge­se­hen von den Ver­let­zun­gen, die die Prot­ago­nis­tin erfährt, stellt sich aber auch die Fra­ge nach der eige­nen Her­kunft und der Ver­ant­wor­tung gegen­über jenen , die hart dafür gekämpft haben, damit die Toch­ter, die Enkel­toch­ter es ein­mal bes­ser haben kann. Wie umge­hen mit die­sem Erbe? Umso flei­ßi­ger stu­die­ren – sich umso eif­ri­ger hoch­ar­bei­ten? Sich ver­aus­ga­ben, damit die Eltern nicht umsonst alles auf­ge­ge­ben haben? Immer den Kopf dage­gen hal­ten, immer tau­send Mal bes­ser sein als die, die ein­fach nur Glück haben, weiß zu sein?

Der Text ist extrem dicht gewebt. Es geht um die Erzäh­le­rin, aber nicht nur. Es geht um unse­re Gesell­schaft als gesam­tes und um unse­re Geschich­te. Her­kunft, Klas­se und Geschlecht, das ist es, was (nicht nur in Eng­land) auch heu­te noch zählt, wenn man Aner­ken­nung ern­ten möch­te. Mich hat es erschüt­tert, wie schwer es der Prot­ago­nis­tin gemacht wird, sich als Bri­tin zu füh­len, obwohl sie doch genau das immer war: Bri­tin. Denn hier wur­de sie sozia­li­siert, hier ging sie zur Schu­le, zur Uni, hier zahlt sie ihre Steu­ern ein. Den­noch ist da immer das Gefühl, sich recht­fer­ti­gen, sich bewei­sen zu müs­sen. Nie sicher sein zu kön­nen, in Eng­land blei­ben zu dür­fen, obwohl sie einen bri­ti­schen Pass hat.

Zusam­men­kunft ist ein Buch, das man allen Men­schen in die Hand drü­cken soll­te. Dis­kri­mi­nie­rung fin­det satt. Täg­lich. Für man­che 365 Tage im Jahr. Nata­sha Browns Roman hilft, All­tags­ras­sis­mus zu ent­lar­ven – viel­leicht auch in so man­chem Satz, den wir selbst ab und zu aus­spre­chen.