mit Bahn & Buch nach Stainz

Datum: 28.1.2024
Stre­cke: Graz-Straß­gang – Stainz | Bus: 760 | Dau­er: 35 min
Lek­tü­re: “Die Lei­den des jun­gen Wert­her” von J.W. Goe­the, in einer Thea­ter­fas­sung von Astrid Kohl­mei­er

Heu­te hat die Son­ne so schön geschie­nen, dass ich mich (wie­der mal viel zu spät) doch noch auf­ge­rafft habe, vom Lap­top auf­zu­se­hen. Und da es in Straß­gang noch immer stinkt, bin ich in den Bus nach Stainz gestie­gen.

Dass der Bus 760 nicht weit von unse­rer Haus­tür auch nach Stainz fährt, weiß ich vom War­ten an der Hal­te­stel­le. Und dass das Stain­zer Schloss ein belieb­tes Aus­flugs­ziel für Grazer*innen ist, ist sowie­so hin­läng­lich bekannt.
Das Schloss hat sich dann übri­gens als ehe­ma­li­ges Augus­ti­ner Chor­her­ren­stift her­aus­ge­stellt, und der blaue Jän­ner-Him­mel hat das Gan­ze dann so rich­tig ein­drucks­voll erschei­nen las­sen.
Von der Aus­stiegs­stel­le am Haupt­platz ist man in 10 Minu­ten oben – erreich­bar ist das Schloss über die Jakob-Roso­lenz-Stie­ge, benannt nach jenem Probst, der das Stift im baro­cken Stil reno­vie­ren und die Stie­ge zum Markt errich­ten ließ.
Und wer hat das Stift dann gekauft? Aus­ge­rech­net der von Oma oft bejo­del­te Erz­her­zog Johann – nicht ohne Zwin­kern und einem kräf­ti­gen Juhui hat sie es getan – und das klang dann so:

“Wo i geh und steh, tuat mia mein Heaz so weh. JUHUIII!!!


Als Kind frag­te ich immer: “Oma, war­um denn Juhui, wenn ihm doch das Herz so weh tat?”
Immer­hin hat­te ich Wie­ner Stadt­kind mit mei­nen 6, 7, 8 Jah­ren auch Heim­weh nach dem Land hin­term Sem­me­ring (wo die Oma wohn­te), und auch wenn ich kei­ne Ahnung hat­te, wer die­ser Typ namens Johann gewe­sen war, so hat­te der Kom­po­nist des Erz­her­zog-Johann-Jod­lers doch offen­sicht­lich das sel­be Herz­weh ver­spürt wie ich, und das kann einem Volks­schul­kind schon gefal­len.
Auf Wiki­pe­dia fand ich jetzt raus, dass der Jod­ler von Anton Schos­ser kom­po­niert wur­de, der in OÖ (in Gemein­de Losen­stein, wo es jetzt eine Anton Schos­ser-Hüt­te gibt) zur Welt kam, das Gym­na­si­um in Melk besuch­te und schließ­lich Schul­lei­ter im (oö.!) Enns­tal war. Ob er auch eine Oma in der Stei­er­mark hat­te, nach der er sich als Bub gesehnt hat? Oder war­um tat ihm das Herz gar so weh? Das habe ich noch nicht her­aus­fin­den kön­nen.
Nicht her­aus­fin­den kön­nen habe ich übri­gens auch, was es mit dem Hei­mat­for­scher Anton Sel­ak auf sich hat, den ich auf einer Tafel fand, und nach dem in Stainz ein Weg benannt ist. Bei Hei­mat­for­schern bin ich ja auch immer ein bis­serl skep­tisch …
Wie auch immer, zumin­dest den Erz­her­zog Johann fin­det man in Stainz an jeder Ecke – auf grü­nen Taferln, die zu einem Rund­um-Spa­zier­gang ein­la­den. Laut Info auf einer die­ser Tafeln soll der Erz­her­zog am 11. Okto­ber 1831 fol­gen­de Sät­ze in sein Tage­buch geschrie­ben haben:

“Eine herr­li­che Lage die­ser Markt mit dem Stift! Es lässt sich wenig Schö­ne­res den­ken, wen­de wohin man wol­le das Auge, über­all der Gar­ten.”

Viel Zeit hat­te ich auch dies­mal nicht bis zur Däm­me­rung, in den ins­ge­samt 70 Minu­ten bin ich noch ein biss­chen her­um­spa­ziert und habe unter ande­rem das “Kera­mik-Ate­lier Klug” ent­deckt.
Der Weg nach St. Ste­fan bei Stainz war lei­der ver­eist (von dort wäre ich näm­lich auch mit dem Bus zurück nach Graz gekom­men), am Weg zurück zur Bus­hal­te­stel­le habe ich jedoch einen sehr nütz­li­chen Info-Stän­der mit Wan­der­kar­ten ent­deckt – die­se wer­den im Früh­jahr und Som­mer dann hof­fent­lich zum Ein­satz kom­men.
Trotz Käl­te hat sich aber auch heu­te schon der Früh­ling bemerk­bar gemacht – irgend­wo hat mich die Hasel erwischt. Hat­schi!
2 Top­fen­go­lat­schen sind dann auch noch in mei­ne Tasche gehüpft, über eine davon hat sich dann wie­der­um mein Mann gefreut.

Lek­tü­re im Bus war dies­mal die Thea­ter­fas­sung des Wert­her von Astrid Kohl­mei­er.
Lyrik von Astrid Kohl­mei­er habe ich ja schon in “Lite­ra­tur aus ande­ren Gala­xien #33” im Novem­ber 2023 vor­ge­stellt. Zu Stainz passt Kohl­mei­er inso­fern, da sie am 27.4. 2024 im Dach­bo­den­t­ha­ter Sainz ihren Gedicht­band “Zärt­lich Ris­se” prä­sen­tie­ren wir – wie­der gemein­sam mit dem wun­der­ba­ren Nor­bert Wal­ly.