Titel: Gro­ßes Spiel
Autor: Han­nes Platz­gu­mer
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Platz­gu­mer erzählt die Geschich­te Japans zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts. Und er macht das so span­nend, dass ich das Buch am Ende kaum noch aus der Hand legen konn­te.  
Das gro­ße Kan­tō-Erd­be­ben liegt erst ein paar Tage zurück, die Gescheh­nis­se wer­den in Rück­blen­den aus Sicht des Geheim­po­li­zist Ama­ka­su erzählt, der sein gan­zes Leben der alten Ord­nung gewid­met hat und dabei selbst auf der Stre­cke blieb. 
Ama­ka­su hält – wie die meis­ten – nicht viel von den neu­en, demo­kra­ti­schen Ideen des jun­gen Kai­sers, der zu schwach ist, um sein Land zu öff­nen und sich schließ­lich, völ­lig über­for­dert mit der Ver­ant­wor­tung, kom­plett zurück­zieht und nur noch sei­ne Gedich­te schreibt. In dem Macht­va­ku­um, das im Land herrscht, gilt es für Ama­ka­su, die Tra­di­tio­nen zu bewah­ren. Er ver­schreibt sich der der Ergrei­fung des Anar­chis­ten Sakae Ôsu­gi, des­sen anti-auto­ri­tä­re Ideo­lo­gie das Land gefähr­det, wie Ama­ka­su über­zeugt ist. Am Ende ist ihm jedes Mit­tel recht, um Sakae Ôsu­gi und sei­ne Frau, die Femi­nis­tin Noe Itô zu ver­haf­ten, die Hetz­jagd endet schließ­lich in Kin­des­ent­füh­rung und Fol­ter mit töd­li­chem Aus­gang. 

Beson­ders berüh­rend war für mich die Erzäh­lung rund um Tais­hō, den ehe­ma­li­gen Kai­ser, der nach der Macht­über­nah­me zu einer Art Gott erho­ben wird und immer mehr in der Ein­sam­keit ver­sinkt, da ihn nicht ein­mal sei­ne Frau mehr nor­mal anspre­chen darf. Im Grun­de ist es also eine sehr trau­ri­ge Geschich­te, vor allem, da es Platz­gu­mer die Men­schen hin­ter den his­to­ri­schen Per­sön­lich­kei­ten zeigt.

Titel: Gro­ßes Spiel
Autor: Han­nes Platz­gu­mer
Ver­lag: Zsol­nay
Erschei­nungs­jahr: 2023
Sei­ten: 336
ISBN 978–3‑552–07357‑9